Früher noch ein Highlight in Kultur Audits, heute schon kein großes Ding mehr: Hunde am Arbeitsplatz. 

Wir durften Jennifer Bausola, Consultant bei Great Place To Work, zum Thema ‚hundefreundliche Unternehmen‘ interviewen.

Jennifer Bausola wurde interviewed von Julia Keck (wiggly).   

Liebe Jennifer, wir haben uns beide beruflich schon mit dem Thema „Hund im Büro“ beschäftigt. Du bei Great Place To Work, zunächst im Rahmen deiner Masterarbeit und dann als Teamleiterin Kultur Audit. Und ich aktuell mit der Gründung von wiggly.

Genau, Hunde sind bei mir immer wieder Thema. Früher habe ich über Jahre versucht meine Mutter zu einem Hund zu überreden und hatte schließlich auch Erfolg. Ich bin also mit Hunden aufgewachsen.

Mittlerweile habe ich auch eine eigene Hündin, Alva. Die darf auch immer mal wieder mit ins Büro.

 

Im Rahmen deiner Masterarbeit hast du dich intensiver mit den Auswirkungen von Bürohunden auf Organisationen beschäftigt. Kannst du uns etwas über deine Erkenntnisse erzählen und was dich dazu motiviert hat, dieses Thema zu wählen?

Ich saß damals gemeinsam mit meiner Dozentin zusammen, um ein Thema zu definieren. Sie hatte eine Dogge, die auch im Zimmer anwesend war und wir unterhielten uns darüber, wie toll es war, dass der Hund mit dabei sein konnte. Ich war am Lehrstuhl für Organisationsentwicklung und so kamen wir irgendwann auf die Fragestellung, wie die Anwesenheit von Hunden eigentlich Organisationen beeinflusst. Gleichzeitig machte das Thema für mich auch Sinn, da bei Great Place To Work immer mal wieder Hunde mit am Standort waren und ich dort bereits beruflich tätig war.  

Es gab bei uns, zum Glück für mich, Etagen mit und ohne Hunde. So konnte ich im Rahmen der Masterarbeit dann über Fragebögen verschiedene Aspekte beleuchten, vergleichen und auswerten.

Zudem konnte ich mit unseren Geschäftsführern Interviews führen und ihre Sicht auf das Thema mit einbringen. Unsere Geschäftsführung brachte auch selbst regelmäßig seinen Hund mit an den Standort. Das passte also ideal.

Und was waren deine Erkenntnisse aus den Fragebögen und Interviews?

Zunächst einmal wurde beschrieben, dass die Hunde insbesondere in stressigen Phasen als Ruhepol wahrgenommen wurden. Und auch, dass sie Menschen verbinden. Es bildeten sich unter anderem kleine Spazierteams, die gemeinsam mit den Hunden rausgingen.

Gleichzeitig wurde von Kolleg:innen mit Ängsten oder auch Allergien auch adressiert, dass Sie sich wünschten, dass Grundsätze für alle gelten. Zum Beispiel soll darauf hingewiesen werden, wenn ein Hund in einem Raum anwesend ist. Um Bescheid zu wissen, wenn man einen Raum betritt. Oder auch, dass manche Bereiche, zum Beispiel die Küche, bitte lieber tabu für die Tiere sein sollen.

Parallel gab es auch bereits amerikanische Studien zu Hunden am Arbeitsplatz, die ich berücksichtigte. Sie belegten positive Effekte auf die Zufriedenheit und Gesundheit von Mitarbeitenden. Zum Beispiel durch die Ausschüttung von Serotonin, auch als Glückshormon bekannt, wenn jemand mit einem Hund interagiert. Auch sorgen die Tiere für kleine Pausen, die wichtig sind. Und durch die Spaziergänge hat man mehr Bewegung, was sich bekanntlich ebenfalls positiv auf die Gesundheit auswirkt.

Kurze Zeit später hast du dann auch selbst deine Hündin, Alva, bekommen. Da konntest du ja ideal von den Erkenntnissen aus deiner Masterarbeit profitieren!

Wie erlebst du die Zeit im Büro mit ihr?

Naja, sagen wir mal so viel: Wenn ich ohne Alva ins Büro komme, werde ich durchaus gefragt „Wo ist Alva heute?“. Sie kommt also bei den Kolleg:innen gut an. Mit manchen hat sie sogar kleine Rituale.

Mit einem früheren Kollegen verstand sie sich besonders gut, denn immer wenn er seinen Apfel gegessen hat, bekam sie danach das übrig gebliebene Innere des Apfels. Und Liebe geht bei Alva durch den Magen!

Anders als manch andere Hunde ist sie für Streicheleinheiten nicht sonderlich zu begeistern. Für Snacks führt sie aber gerne all ihre Tricks vor.

Damit alle ungefähr wissen, was die Hunde mögen und was man lieber vermeiden sollte, haben wir deshalb kleine Steckbriefe an den Türen angebracht. Bei Alva steht dann eben genau das: „Liebe geht durch den Magen“. Und man kann ablesen, welcher Hund sich über ausgiebige Kuscheleinheiten freut.

Alva_Great Place To Work
“Wenn ich ohne Alva ins Büro komme, werde ich durchaus gefragt ‘Wo ist Alva heute?’. Sie kommt also bei den Kolleg:innen gut an. Mit manchen hat sie sogar kleine Rituale.”
– Jennifer Bausola von Great Place To Work über ihre vierbeinige Büro-Begleitung, Hündin Alva.

Du hast über die Kultur Audits von Great Place To Work auch viele Einblicke in andere Unternehmen. Welche Rolle spielen Bürohunde in diesem Zusammenhang?

Vor circa acht Jahren, als ich die ersten Audits gelesen habe, war es noch ein echtes Highlight, wenn etwas über Hunde am Arbeitsplatz geschrieben wurde.

Manche Unternehmen haben damals die Erlaubnis zu Hunden im Büro über einen begrenzten Zeitraum erstmal als Experiment gestartet.

An ein Unternehmen kann ich mich noch besonders gut erinnern. Ein Mitarbeiter wollte sich den Traum von einem Hund verwirklichen. Das Unternehmen bot in Absprache eine Welpenzeit an – angelehnt an die Elternzeit – und bietet diese, soweit ich weiß, bis heute noch an.

In manchen Unternehmen gibt es auch besondere Benefits für Hunde und deren Besitzer:innen. Zum Beispiel ein Auslauf- und Spielareal für Hunde auf dem Gelände.

Da haben sich manche Arbeitgeber:innen ja richtig was einfallen lassen.

Auf jeden Fall. In manchen Unternehmen werden auch Bewerbungen für Bürohunde angenommen, analog den Bewerbungen von Mitarbeitenden. Die tierischen Bewerber:innen müssen sich dann vorstellen und vielleicht auch eine kleine Prüfung ablegen. Das wird dann gemeinsam besprochen und entschieden, ob der Hund als Teammitglied „eingestellt“ wird. Mit einer Probezeit am Anfang, wie bei zweibeinigen Mitarbeitenden auch.

Erst vor Kurzem habe ich sogar von einer kreativen Stellenausschreibung gelesen, in der nach einem Hund für das Büro gesucht wurde – mit dem Vermerk „Idealerweise sind Herrchen oder Frauchen Softwareentwickler“.

Man muss wissen, dass in den Berichten Maßnahmen beschrieben werden, auf die die Unternehmen besonders stolz sind. Vor acht Jahren, als ich bei Great Place To Work angefangen habe, wurden Bürohunde da noch als richtiges „Best Practice“ und somit als etwas Besonderes vermerkt.

Das ist mittlerweile schon nicht mehr so. Die Anzahl an Unternehmen, die Hunde am Arbeitsplatz erlauben, hat sich stark erhöht. So besonders ist das also mittlerweile nicht mehr.

…schon fast normal, und für viele auch nicht mehr wegzudenken. Das beobachten wir auch.

Vielen Dank für die vielen Einblicke, liebe Jenny!

Gerne, es war mir eine Freude.

Jennifer Bausola

Jennifer Bausola von Great Place To Work.