Liebe Frau Heimrich, die PSD Bank Nürnberg eG hat vor kurzem Hunde am Arbeitsplatz erlaubt. Sie waren dabei mit Ihrer Abteilung „Werte- und Nachhaltigkeitsmanagement“ federführend und haben den gesamten Prozess sowie das Pilotprojekt begleitet. 

Wie kam das Pilotprojekt zu Hunden am Arbeitsplatz überhaupt zu Stande?

Sandra Heimrich: Wir beschäftigen uns bei der PSD Bank Nürnberg intensiv damit, wie wir als Bank und Arbeitgeber:in einen positiven Beitrag für Mensch und Umwelt leisten können. Aus diesem Grund wurde die Abteilung „Werte- und Nachhaltigkeitsmanagement“ ins Leben gerufen. Um die damit verbundenen Fragen leicht zugänglich zu machen und einen Einstieg in das Thema zu finden, haben wir mehrere Workshops für unsere Mitarbeitenden organisiert. Die übergeordnete Fragestellung dafür lautete: „Welche Werte leiten uns in unserer täglichen Arbeit?“

In den Workshops kam dann vermehrt das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf. Im Zuge dessen wurde auch mehrfach die Möglichkeit zur Mitnahme von Hunden an den Arbeitsplatz thematisiert. Und so haben wir uns im nächsten Schritt, im Sinne einer Machbarkeitsanalyse, informiert und recherchiert. 

Waren denn von Anfang an alle von der Idee begeistert? 

Sandra Heimrich: Es zeigte sich schnell, dass es zwei Lager gab. Diejenigen, die die Mitnahme der Hunde entlasten würde, oder Tierfreund:innen im Allgemeinen, und diejenigen, die zum Beispiel aufgrund von Allergien, Ängsten oder anderen persönlichen Gründen Bedenken hatten. 

Also haben wir unser erstes Konzept allen Mitarbeitenden zur Kommentierung zur Verfügung gestellt. Auf Grundlage der Rückmeldungen haben wir den Entwurf nochmals angepasst. Dabei haben uns sowohl die positiven als auch die kritischen Stimmen für die Konzeption viel gebracht. Zugleich haben die Mitarbeitenden gespürt, dass ihre Meinung zählt. Das Endergebnis war ein Konzept, das wir miteinander erarbeitet haben und das beide Seiten berücksichtigt.

Damit es in der Praxis auch klappt, war es zentral, allen das Recht einzuräumen, ohne Angabe von Gründen ein Veto gegen einen Vierbeiner in unmittelbarer räumlicher Nähe des eigenen Arbeitsplatzes auszusprechen. (Anm. d. Red.: Bei der PSD Bank Nürnberg eG haben die Mitarbeitenden feste Arbeitsplätze). Das kann auch anonymisiert über die Personalabteilung oder meine Abteilung geschehen, falls gewünscht. Rückwirkend betrachtet war das eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Akzeptanz zu steigern.

Im Rahmenkonzept ist ebenfalls definiert, was wir etwa von den Hundehalter:innen in Sachen Erziehung und Hygiene der Hunde erwarten, wie das Wohlergehen der Vierbeiner im Arbeitsumfeld gewährleistet werden kann und was es beim Gesundheitsstatus der Tiere zu beachten gibt. 

Und wie lief dann die Pilotphase? 

Sandra Heimrich: Um das schon mal vorwegzunehmen: Die Hunde dürfen bleiben. Das Pilotprojekt war also ein Erfolg! 

Das freut uns natürlich. 

Sandra Heimrich: Ja, uns auch! Eine Kollegin berichtete mir, dass sie nun beim Kommen und Gehen deutlich länger braucht, da sie mit Hund so oft von Kolleg:innen angesprochen wird, mit denen sie vorher kaum in Kontakt kam. Es gibt mittlerweile gemeinsame Gassi-Runden in der Mittagspause. Und auch die Stimmung in den Teams mit Hund ist gut. Die Hunde wirken sich also gut auf das Arbeitsklima und das empfundene Stresslevel aus und bieten Gelegenheit zum Netzwerken. 

In einer Filiale hatten wir sogar Kund:innen, die den dort anwesenden Hund so ins Herz geschlossen hatten, dass sie ab und an nur deshalb zu Besuch kamen, um ihn zu sehen und mit Leckerchen zu versorgen. 

Das heißt, die Tiere haben sogar Kundenkontakt?

Sandra Heimrich: Teilweise. Auch unsere Kund:innen sollen weiterhin frei entscheiden können, ob sie mit einem Vierbeiner in Kontakt kommen möchten oder nicht. Hat jemand aus der Beratung den Hund dabei, werden die Kund:innen gefragt, ob etwas gegen die Anwesenheit des Hundes einzuwenden wäre, und dann entsprechend gehandelt. Wenn der Hund vorübergehend von Frauchen oder Herrchen getrennt ist, stehen „Pat:innen“ zur Verfügung, die bei Bedarf den Hund von Kolleg:innen währenddessen beaufsichtigen können.

Bürohunde der PSD Bank Nürnberg - PSD Bank im Interview mit wiggly

Spielten für Sie auch Themen wie Arbeitgeberattraktivität oder die Gewinnung neuer Talente eine Rolle bei der Entscheidung?

Sandra Heimrich: Es ging uns primär um die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden und darum, dass Beruf und Familie – und ja, dazu zählen auch tierische Familienmitglieder – leichter unter einen Hut zu bekommen sind.

Eine Kollegin hat sich sogar einen Lebenstraum erfüllt und sich nach dem Erfolg des Pilotprojekts einen Australian Shepherd zugelegt. Einen eigenen Hund zu haben, wäre davor für sie nicht praktikabel gewesen. Sie hat Maddox, so sein Name, schon als Welpe mit ins Büro gebracht und die Kolleg:innen haben ihn ganz besonders ins Herz geschlossen.

Mittlerweile wirkt sich das Bekenntnis zu den Bürohunden aber auch über die Bank hinaus positiv aus und erhöht unsere Attraktivität als Arbeitgeber:in – nicht nur bei Hundehalter:innen. Denn dadurch zeigen wir, dass uns Bedürfnisse und Wohlergehen unserer Mitarbeitenden wirklich am Herzen liegen. Dazu ergreifen wir auch –  zumindest für die teils noch konservative Finanzbranche – unkonventionelle Maßnahmen.

Gab es auch Reaktionen ‚von außen‘?

Sandra Heimrich: Wir haben auf Facebook auf einen Post zu unseren Bürohunden ein erstaunlich großes Echo erhalten. Der Post ist bis heute einer der erfolgreichsten der PSD Bank Nürnberg und viele User:innen haben ihn zum Anlass genommen, uns ihre eigenen Vierbeiner auf Arbeit zu zeigen. Auch unsere Kund:innen haben uns auf die Hunde angesprochen. Durch das positive Echo ist schließlich der Bayerische Rundfunk auf uns aufmerksam geworden und hat uns zum Thema interviewt! 

Dann würden Sie also alles nochmal genauso machen?

Sandra Heimrich: Ja, wir würden es nochmal genauso machen. Wir haben es als Gemeinschaftsprojekt konzipiert, einen Rahmen und Anlaufstellen für Kommunikation geschaffen. Innerhalb dieses Rahmens haben wir dann an die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden appelliert. Gleichzeitig haben wir sehr darauf geachtet, die persönlichen Grenzen zu wahren, wenn kein Umgang mit Hunden gewünscht war. 

Das hat gut funktioniert. So gut, dass in unseren Mitarbeitendenumfragen 27 Prozent aller Kolleg:innen, die mit den Hunden in Kontakt kamen, sagen, dass sie dies positiv erlebten, und weitere 69 Prozent sogar äußerst positiv. 

Mittlerweile haben wir in unserer Hauptstelle in Nürnberg acht Hunde, die uns regelmäßig besuchen, bei rund 240 Mitarbeitenden am Standort. 

Das klingt nach einer gut durchdachten Entscheidung, die für alle gut funktioniert. 

Sandra Heimrich: Auf jeden Fall. Wir haben uns bei der diesjährigen Jahresauftaktsitzung auch nochmals bestätigt gefühlt. Bei der Frage nach den schönsten Erlebnissen im beruflichen Kontext im vergangenen Jahr wurden die Bürohunde gleich mehrfach genannt. 

Es freut uns sehr, dass Sie als Bank in einem sonst doch eher konservativ geprägten Umfeld so unkonventionell unterwegs sind. 

Vielen Dank für das Interview, Frau Heimrich!

Sandra Heimrich: Vielen Dank auch an Sie!